Als Ergebnis eines 1883 eigens dafür gegründeten evangelischen Kirchbauverein entstanden in kurzer Zeit in den 1890er Jahren die Stephanuskirche (Nähe Reileck), die Kirche der Diakonissenanstalt und die Johanneskirche.
Die Johanneskirche ist somit auch ein Zeitzeuge des zweiten großen Schubes in der halleschen Stadtentwicklung durch Industrialisierung und flächenmäßiges Wachstum.
Eine erste, ähnlich bedeutsame Phase fand im 16. Jahrhundert statt, als die Salzgewinnung und die Entwicklung zur Universitätsstadt der Stadt zu großer Blüte bzw. zu großem Ansehen verhalfen.
Der Bau der Johanneskirche vollzog sich zudem in einem Teil von Halle, der heutigen "Südlichen Innenstadt", mit dem die Stadt erstmals großflächig und planmäßig erweitert wurde. Vorrangig gekennzeichnet durch eine dichte Bebauung und enge Verzahnung von Wohnen und Arbeiten. So lagen Betriebe, wie die Hallesche Maschinenfabrik, die Malzfabrik und die Zuckerraffinerie z.T. in unmittelbarer Nähe zur Kirche.
Das Gebäudeensemble um die Johanneskirche entstand später und hebt sich merklich von der gründerzeitlichen Bebauung ab.
Dem weiteren Wachstum der Johannesgemeinde in den ersten 30 Jahren des 20. Jahrhunderts folgte dann in den DDR-Jahren eine zahlenmäßige Verkleinerung der Gemeinde und bald der Mangel an Geld zum Erhalt der Kirche.
Am Bauwerk entstanden in den 70er/80er Jahren große Schäden u.a. am Dach, die eine Nutzung unmöglich machten. Am Heiligen Abend 1977 versammelte sich die Gemeinde zum letzten Mal in der Kirche. Ab diesem Zeitpunkt fanden alle Gottesdienste im Gemeindehaus statt. Die Kirche wurde als Baulager des evangelischen Kirchenkreises Halle genutzt. Es folgten Einbrüche, Vandalismus und Brandstiftung – der Verfall der Kirche.
Nach der Wende erfolgt ab 1991 eine schrittweise Wiederinstandsetzung der Kirche.
Seit dem Jahr 2000 wird die Kirche wieder für Gemeindeveranstaltungen und Gottesdienste genutzt.
Geschichte in Stichworten
Zeitraum | Johanneskirche/Johannesgemeinde | Was geschah in Halle? |
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1892 | Grundsteinlegung am 24. April | Ein Jahr vorher Eröffnung der ersten elektrisch betriebenen, linienmäßigen Straßenbahn Deutschlands. |
1893 | Kirchweihe am 10. November | |
1894 | Gründung der Johannesgemeinde am 1. Juli Die Johannesgemeinde wurde als Tochtergemeinde der Ulrichgemeinde gegründet. | Fertigstellung des Stadthauses (1891-94) |
1896 | Die Gemeinde hat mehr als 10.000 Mitglieder. | Bau des Paul-Riebeck- Stifts (1894-96) |
1909 | Fertigstellung des Pfarrhauses (An der Johanneskirche 2) | |
1911-1912 | Beginn der Bebauung des Ensembles um die Johanneskirche Errichtung der Häuser an der Joseph-Haydn-Straße durch Bauverein für Kleinwohnungen. | Bau des Stadtbades in der Schimmelstraße (1912-14) |
1920-1927 | Bau des Ensembles wird fortgesetzt Bebauung um den Johannesplatz wird errichtet. | Neuerrichtung Solbad Wittekind (1923-25) |
1928 | Fertigstellung des Gemeindehaus (An d. Johanneskirche 1) Die Gemeinde hat mittlerweile ca. 30.000 Mitglieder und ist damit die größte in Halle. | Neubau der Giebichenstein-Brücke (1927-28) |
1929-1930 | Abschluss der Bebauung um die Johanneskirche Wohnanlage Balkeweg/Pfännerhöhe/Beyschlagstraße entsteht. | Bau des heutigen Magistrats (1928-30) |
1933 | Gründung der Luthergemeinde als Tochter der Johannesgemeinde | |
1977 | Vorerst letzter Gottesdient in der Johanneskirche (Heiligabend) Die Kirche mußte wegen finanzieller Zwänge aus dem Gebäudeerhaltungsplan der Landeskirche gestrichen werden. Heizung und Dach der Kirche hätten dringend eine umfangreiche Reperatur benötigt. Aus eigener Kraft konnte die Gemeinde die Kirche jedoch nicht erhalten. | Die Straßenbahn auf der Philipp-Müller- Straße war eingestellt worden (1969), die Hochstraße nach HaNeu entstanden (1971), die Leipziger Straße in einen Boulevard umgestaltet worden (1974). |
1991 | Restaurierung des Kirchturms mit Schieferdach, Uhr und Glockengeläut | Bau der kathol. Pfarrkirche Heilig Kreuz, Gütchenstr. (1990-91) |
1993 | Sanierung des Kirchendaches 1. Öffnung der Kirche seit 1977 Andacht zum 100jährigen Weihejubiläum | |
1995 | 1. Trauung in provisorisch hergerichteter Kirche | |
1998 | Beschluss zur vollständigen Sanierung der Kirche Beginn der freitäglichen Wochenend-Andachten 1. Taufe seit 1977 Beginn der Benefizveranstaltungen für die Kirchen- sanierung | Bebauung der "Spitze" mit Georg-Friedrich- Händel-Halle (1996-98) und MDR-Funkhaus (1996-99) |
1999 | 1. Konfirmation seit 1977 | |
2000 | Gottesdienste zum Heiligabend Seit 23 Jahren wieder die ersten Gottesdienste zum Heiligabend - mit 1.500 Besuchern. Die Gemeinde hat ca. 1.100 Mitglieder. | Neubau des Stadtteil- zentrums in HaNeu an der Magistrale (1999-2001) |
2002 | 1. Bauabschnitt abgeschlossen Vorrangig wurden 2/3 der Außenfassade saniert und die Innenverputzung vorgenommen. | Abschluss Bebauung des Universitätsplatzes (2002) |
2004 | 2. Bauabschnitt abgeschlossen Juni 2004 wurde der zweite Bauabschnitt nach 7 Monaten abgeschlossen. | |
2007-08 | Durchführung 3. & 4. Bauabschnitt (zugleich 1. & 2. Bauabschnitt "Kirche des Jahres") Im Mittelpunkt stand die Sanierung des Turmes, des Daches und einiger Chorfenster. | Wiedereröffnung Landesmuseum für Vorgeschichte nach Sanierung (2008) |
2009-11 | Mit den Bauabschnitten 5 bis 7 wird die Sanierung der Außenhülle abgeschlossen Mit der Restaurierung der Fenster in Chor und Kirchen-schiff, der Sanierung des Daches u.a. Aufgaben kann die Sanierung der Bauhülle im Sommer 2011 abgeschlossen werden. | Einweihung des sanierten Roten Turms (2009) |